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Projekt -  Stationshund                               www.stationshund.info                                                                                                        

Im November 2002 starteten wir den Modellversuch "Stationshund“ auf einer akutpsychiatrischen Aufnahmestation

Ein Hund, der auf einer Krankenstation Dienst tut, ist sicher nicht alltäglich. Aber was in den USA und in Australien schon länger zur Routine geworden ist, beginnt sich auch hierzulande durchzusetzen. Derzeit werden in etwa 170 deutschen Krankenhäusern unterschiedlichster Art Tiere auf Stationen geduldet oder gezielt therapeutisch eingesetzt. Ein Aufsatz in der Zeitschrift "Psych.Pflege Heute" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart) berichtet über erste Erfahrungen mit dem Einsatz eines Therapiehundes Akutstation im Zentrum für Psychiatrie 'Die Weissenau'. Es handelt sich um einen sanft-verspielten Appenzeller/Berner/Senn-Mischling namens "Bonzo". Der überwiegende Teil der Patienten bewertete seine Anwesenheit als Bereicherung der allgemeinen Stationsatmosphäre und als ein zusätzliches Therapieangebot. Das Behandlungsteam empfand Bonzo als Bereicherung des Arbeitsmilieus.

Besonders bei chronisch schizophren erkrankten Patienten bewirkt die unvoreingenommene Zutraulichkeit des Hundes eine zeitweilig überraschende affektive Aufhellung und Modulation des Antriebsniveaus. Manche Patienten führten mit dem dankenswert schweigsamen Hund Gespräche und berichteten über ihre Kindheit und ihre Wahnvorstellungen. Ein Patient hat für Bonzo sogar ein Gedicht geschrieben. Zeitweilig bildeten Patienten kleine Gruppen für gemeinsame Ausgänge mit Bonzo, die anschließend Gesprächsstoff in der Patientenrunde liefern. Mehrfach war zu beobachten, dass der Kontakt zum Hund zur Deeskalation aggressiver Spannungszustände beitragen kann. Zu Aggression und Angst neigende Neuzugänge nehmen die Anwesenheit des sanftmütigen Bonzo ausdrücklich positiv auf. Zusammenfassend ergab sich eine die Therapie unterstützende Wirkung des Hundes auf Selbstwertproblematik, Spannungszustände, Aggressionspotenzial, Antrieb und Affekt. Psychische Krisen wurden schneller überwunden. Spezifisch therapeutisch ist der gezielte Einsatz des Therapiehundes in der Kontaktaufnahme mit sonst schwer zugänglichen Patienten. (Text über mein Projekt vom Thieme Verlag für eine Veröffentlichung )

 

 Foto: M. Höld / ZfP

Bonzo, die Haupt“person“ dieses Projektes ist praktisch ein Familienhund! Seine Familie ist sehr groß, es kommt viel Besuch und Bonzo macht dieses "Familienleben" sichtlich Spaß. Wer einmal bei uns ist, wird beschnüffelt, beobachtet, zur Begrüßung auch mal angebellt und beschützt, immer wieder freudig erwartet wenn man für gut befunden wurde, um vielleicht eines der Leckerlis zu erhalten.

 

Er ist mittlerweile einer der Mitarbeiter des ZfP-Südwürttemberg, der Über die Grenzen hinaus eine gewisse Art der Bekanntschaft hat. Seit beginn des Projektes haben wir über 600 Fachanfragen verzeichnet, es wurden Filme gedreht und es wurde und wird in Fachpublikationen berichtet.

 

Bonzo war ein Glücksgriff – wobei nicht so ganz klar ist, wer sich wen ausgesucht hat. Ganz bewusst haben wir uns von Anfang an dafür entschieden, Bonzo keine Therapiehundeausbildung absolvieren zu lassen. Er hat eine ganz normale Hundeschule absolviert - in denen allerdings Sequenzen wie zum Beispiel Verteidigung, ausgelassen wurde. Schon vorab musste er einen Wesenstest bestehen und hat auch die Berechtigung als Besuchshund z.B. in Schulen oder Altenheimen eingesetzt zu werden.

 Bei der Planung des Projekts war das Thema "Hygiene" eine fast unüberwindliche Hürde - dabei stellte sich heraus, dass diese Hemmschwelle nicht wirklich vorhanden ist. Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass ein Hund nicht mehr Dreck und Schmutz in den Wohnraum bringt, wie jeder andere, der z.B. zu Besuch kommt. So gibt es beispielweise auf einer Intensivstation in den USA an die 20 Hunde, die in regelmäßigen Abständen bei komatösen Patienten eingesetzt werden (auf Station und im Bett). Ausgehend von der Erkenntnis, dass Amerika noch pingeliger in Hygienefragen ist, reifte in mir der Entschluss das Genehmigungsverfahren für einen Stationshund zumindest zu versuchen.

 Ohne die Krankenhausleitung hätte dieses Projekt nicht umgesetzt werden können, so waren der Pflegedirektor und der damalige Chefarzt von Beginn an in dem Projekt involviert. Dies ging so weit, das der Chefarzt seinen eigenen Hund in der Start- und Konzeptionsphase zur Verfügung stellte um zu testen, ob die Idee ein gangbarer Weg wäre.

 Bonzo hat wie ich "Dienst" und auch so frei - manchmal ist es aber auch so, dass er dann mit den beiden anderen KollegenInnen in den Dienst kommt. Die Erfahrung über die Länge des Aufenthalts ist 5-6 normale Arbeitstage bzw. Nächte und dann mind. einen Tag frei - diese Arbeitsphasen haben sich am Besten bewährt. Wenn Bonzo auf einer unserer geriatrischen Stationen einen Besuch macht, ist er bereits nach ca. 2 Stunden müde, da es für ihn anstrengender ist als sonst.

Mittlerweile hat Bonzo eine neue Klinik erobert und ist jetzt in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Bodensee in Friedrichshafen tätig. Ein Krankenhaus des ZfP Südwürttemberg

Ciao Bonzo  https://www.youtube.com/watch?v=RR-e4fBNGfM

 

Bonzo verstarb im Winter 2014 in einem für seine Rasse sehr hohen Alter (in Menschenalter wurde er 91). Nach einer Trauerzeit, die sowohl für mich, als auch für Patienten und Mitarbeiter wichtig waren. Setzten wir mit der Neuanschaffung eines Folgehundes durch das ZfP das Projekt "Stationshund" fort. Die neue Hündin mit dem Namen Suse, ist eine echte Biberacherin, die wir aus dem dortigen Tierheim vermittelt bekamen, wurde eine würdige Nachfolgerin gefunden.

Im Februar 2020 wurde Suse ausser Dienst gestellt, da sich herausstellte, dass sie dem Stress nicht mehr so gewachsen war. Das Projekt Stationshund geht jedoch in veränderter Form auf anderen Stationen weiter. Suse ist nun ausserhalb des Krankenhauses in wesentlich kleineren Rahmen weiter therapeutisch tätig.

 

.... immer wieder gefragtes und die Antworten dazu

Abwesenheit der Bezugsperson

Seit Beginn dieses Projektes haben wir darauf geachtet, dass Bonzo auch mit anderen Bezugspersonen leben und arbeiten kann. Krankheit, Reisen oder Urlaub, können dies möglich machen. Hier ist von Anbeginn darauf zu achten

 

Arbeitsplatz:   Ja – auch im therapeutischen Umfeld müssen klare Regeln aufgestellt werden (gerade hier)!

 

Siehe auch unter Patient

Behörden und Ämter - Schon während der Konzepterstellung habe ich regen Kontakt zu den zuständigen örtlichen Behörden gehalten (Ordnungsamt und Gesundheitsamt). Von dort holte ich Informationen über die Voraussetzung ein. Bonzo wurde mit Beginn seines Einsatzes von der Hundesteuer befreit

 

Bereich

Selbstverständlich hat Bonzo seinen Bereich – sowohl in der Klinik als auch bei mir Zuhause. Er entscheidet sich sehr individuell wo und wann er sich zurückziehen möchte. So stellten wir fest, dass sich manchmal die Räume ändern. Zurückziehen kann er sich jederzeit!

 

Bezugsperson bin ich, auf mich ist  Bonzo zugelassen - wobei sämtliche Kosten, die anfallen, vom Krankenhaus übernommen werden. Bonzo ist ein „Diensthund“ .

 

(siehe Abwesenheit der Bezugsperson)

Mitarbeiter – eine ganz spezielle Spezies zum gelingen eines Projektes! Wichtig ist es, im Vorfeld zu eruieren, wie das Team zu diesem steht.  Nur Mitarbeiter die nicht rotieren, werden in die Überlegungen miteinbezogen. Wenn Kolleginnen und Kollegen Schwierigkeiten mit der Umsetzung haben, ist mit diesen zu besprechen, wo Unterstützung erfolgen kann.

PatientEs müssen Regeln aufgestellt und kommuniziert werden - ggf. auch in mehreren Sprachen. Es sollten Hinweise aushängen, die eindeutige "Fütterungsregeln" beinhalten und auch, welcher Fahrplan existiert, um mit l "Bonzo" spazieren laufen zu können. Bei uns muss der Patient erst einmal mit Mitarbeiter und Hund hinaus, dann Mitarbeiter und der Patient führt den.

 

Pflege und Versorgung  Bonzo lebt bei mir und wird von mir auch versorgt  - allerdings auf Kosten des Krankenhauses! Tierarzt, Hundeschule und Versorgung ist Dienstzeit, alles weitere privat 

Ein Spaziergang mit Patienten erfolgt in der Anfangszeit immer mit einem Mitarbeiter, der sich auch aus versicherungstechnischen Gründen davon überzeugen muss, dass der Patient mit dem Hund umgehen kann. Dazu gehört auch eine Einführung, auf was alles zu Achten ist. Erst wenn dieser sich davon überzeugt hat und der zuständige Mitarbeiter von Bonzo einem alleinigen Spaziergang mit dem Patienten zugestimmt hat, kann dieser es alleine Versuchen

TgT – Tiergestützte Therapie

 

Anders als bei einem reinen Therapiehund, verbringt Bonzo einen ganzen Arbeitstag auf Station. In der Regel werden am Tag bis zu fünf Patienten mit Bonzo behandelt. Wenn Bonzo keine Lust mehr hat (was manchmal vorkommt) ist dies zu akzeptieren

Tierarzt

Am Anfang an haben wir in die Entscheidung einen Tierarzt integriert, der uns neben sämtlichen anfallenden Behandlungen auch beratend zur Seite steht. Bonzo muss alle drei Monate entwurmt, und  in den Monaten der Zeckengefahr entsprechend versorgt werden. Des Weiteren fallen im Jahr mehrere Tierarztbesuche an, die alle vom Krankenhaus bezahlt werden

 

Versicherungen

Bonzo ist über die Versicherungen des Krankenhauses in vollem Umfang (auch privat) abgedeckt. Darum auch der Status eines Diensthundes, der schriftlich vorliegen sollte.

 

Zutrittsbeschränkung 

Bonzo hat praktisch keine Zutrittsbeschränkung. Der einzige Raum, in dem er nicht geduldet wird, ist unser Behandlungszimmer – dort wird er regelmäßig wieder hinausgeschickt.  

 

 

 

Vertrag mit dem Krankenhaus

 

Vertrag über den Einsatz                                                                                

Mit dem Träger der Einrichtung ist ein Vertrag abzuschließen (dies hat sich mittlerweile auch bei anderen Häusern als sinnvoll erwiesen). Ziel ist es, einen Rahmen zu schaffen – Inhalt könnte sein:

 

Wichtige Vertragspunkte

 

Nichts im therapeutischen Alltag ist kostenlos – auch nicht die Haltung eines Tieres im Rahmen des therapeutischen Einsatzes ! Die Kostenübernahme, ist faktisch das Gehalt des Hundes und muss zu jedem modernen Betrieb gehören.

Ø       Besuch des Tierarztes muss bezahlt werden (es fallen mehr Tierarzt besuche an, da sich das Tier im Krankenhaus befindet, wie beispielsweise Zeckenprophylaxe, Blutuntersuchungen, Röntgen usw.

 

Ø       Hundeschule und Training gehören zur Dienstzeit

Ø       Futter und Spielsachen trägt das Haus

Ø       Das Krankenhaus kommt ggf. für die Hundesteuer auf (teilweise ist Freistellung möglich)

Ø       Alle Versicherungen über das Krankenhaus

Ø       Alle Entscheidungen die den Hund betreffen, obliegt ausschließlich dem Halter (dem Mitarbeiter, bei dem der Hund beheimatet ist)

Ø       Wie wird mit Krankheit und dem älter werden des Hundes umgegangen?

 

Links und Infos finden sie unter dem entsprechenden Link auf dieser HP

Bilder aus Bonzos Privatarchiv - ggf. Link kopieren: http://picasaweb.google.de/klaus067/Bonzo